JAHRESKREIS


 


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 AUGUST

       Man kennt als "dummen August" nur
       im Zirkus eine Clownsfigur,
       dagegen saß im alten Rom
       ein August sogar auf dem Thron.
       „Was Caesar hat, auch mir gebührt“
       sprach der einst und hat eingeführt,
       uneitel wie ein Kaiser eben,
       den eignen Namen zu vergeben
       dem Monat in des Jahres Mitte,
       gerechnet nach römischer Sitte.


       Augustus hat sich selbst geehrt
       und uns mit dem 'August' beschert.
       Auch fügte diesem auf Latein
       er einen Feiertag noch ein,
       den er nicht nur effektversiert
       in dessen Mitte hat platziert,
       er gab an dem Tag nebenbei
       auch erstmals allen Sklaven frei.
       Was diese damals höchst erfreute,
       hat in Italien bis heute
       als Ferragosto* sich bewahrt -
       (bei uns Maria Himmelfahrt).


       Heut ist August zumeist die Zeit
       von jedermanns Abwesenheit,
       denn Städte, Schulhöfe und Straßen
       sind leer gefegt über die Maßen.
       Das Dasein hier wird kurzerhand
       zum Dortsein irgendwo am Strand,
       im Freibad oder Baggersee,                                                
       auf Berggipfeln luftiger Höh,
       in einer Hütte oder Klause.
       Hingegen gehn in Diapause
       junge Zitronenfalter nun,
       um sommerschlafend auszuruhn.

 

 

       Wer denkt schon in der heißen Zeit,
       dass es zum Winter ist nicht weit,
       der seine Schatten wirft voraus?
       Schwimmt nicht schon längst der Nikolaus
       verkaufswirksam in einem Bade
       von billiger Milchschokolade?
       Und startet im August nicht schon
       die Weihnachtsstollenproduktion?


       Es ist das Jahr jetzt im August
       des Alterns sich noch nicht bewusst.

       Grund dafür ist der üble Trick
       des Alterns, das mit viel Geschick
       es zu verschleiern wohl versteht,

       dass letzten Endes alles geht

       unaufhaltsam den Bach hinunter,

       selbst wenn man jung sich fühlt und munter.

 

       *von lat. feriae Augusti = Festtag des Augustus

 

  Bild: Hoche 08/2015

 

 

Gewitter


Es sind die Tage im August
zumeist gewitterintensiv
und es entlädt laut und robust
sich die Natur so explosiv,
dass man bedrohlich es empfindet
und Angst und Schrecken es bewirkt -
die Katze im Regal verschwindet
und hinter Büchern sich verbirgt.


  Bild: Hoche 07/2021

Entfesselt sind Naturgewalten,
Fortissimo, Disharmonie,
die Himmel sind nicht mehr zu halten,
die Luft schwirrt voller Energie.
Wen wundert’s also, dass die Kraft,
die donnerkrachend findet statt,

den Weg und Eingang meisterhaft

auch in die Kunst gefunden hat.


Es hat ja in der Malerei
perfekt gebannt manch Genius
auf Leinwand seiner Staffelei
Blitz, Donner, Sturm und Regenguss.

Solch düsteres Naturgeschehen,
das sich über Toledo spannt,
ist auf El Grecos Bild zu sehen,
ein Werk von genialer Hand.

 

  Bild: El Greco (1541-1614) Blick auf Toledo

Gewitter haben nicht zuletzt
auch Komponisten inspiriert
und sie gekonnt in Ton gesetzt
und philharmonisch arrangiert.
Da sind Vivaldis Jahreszeiten,
wo in der Hitze Angesicht
spannungsgeladen Geigen streiten,         
bis wahres Unwetter losbricht.

 
Vivaldi: Jahreszeiten - Sommer - Presto - Anne-Sophie Mutter

 

Erfolgreich war auf diesem Felde
auch noch ein anderes Genie,
Beethoven mit dem Tongemälde
in Form der Sechsten Sinfonie,
als Pastorale auch bekannt.
Dort brandet auf im vierten Satz
kompakt, dramatisch, fulminant
Gewitter pur mit viel Rabatz.

 

Wohltuend wird es dann empfunden
und aufatmen klingt tausendfach,
sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden,
wie bei Johann Sebastian Bach.

 
Bach: Matthäuspassion - Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden - Thomanerchor
 

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